Altar in Eisen
Altar in Eisen
Altar in Eisen
Altar in Eisen
Altar in Eisen
Altar in Eisen
Altar in Eisen
Altar in Eisen
Vortragekreuz in Bronze
Vortragekreuz in Bronze
mit Bischof Ivo Muser
mit Bischof Ivo Muser

Am Altar berühren sich Himmel und Erde

PFARREI ZUM HL. JOHANNES DEM TÄUFER in Toblach

Am 2. Oktober feierte Bischof Ivo Muser mit Ortspfarrer Josef Gschnitzer sowie den beiden aus dem Ort stammenden Priestern Franz Santer und P. Franz Zitturi in der Pfarrkirche zum hl. Johannes dem Täufer in Toblach den Dankgottesdienst für die umfassenden Restaurierungsarbeiten und weihte den neuen Altar.

Die barocke Kirche, die auf Plänen von Baumeister Rudolf Schraffl zurückgeht, wurde in nur drei Jahren Bauzeit (1769–1771) auf den Fundamenten der Vorgängerkirche errichtet. Die Fresken stammen von Franz Anton Zeiller (1769).
Die bisherige Altarraumgestaltung erfüllte zwar weitgehend die liturgischen Anforderungen nach dem Konzil, stellte aber letztendlich ein Provisorium dar. Die liturgischen Orte sollten in ihrer Bedeutung stärker hervorgehoben und entsprechend würdevoll gestaltet werden.
Aus einem geladenen Ideenwettbewerb ging der Künstler Thaddäus Salcher als Sieger hervor. Es war vor allem die schlichte, aber dennoch präsente Gestaltung, das stimmige Konzept und die Qualität der Arbeit, die das Preisgericht überzeugte. Dabei ist im ersten Moment gerade die Materialwahl ungewöhnlich. Salcher hat sich zur Fertigung von Ambo und Altar für Cortenstahl mit seiner rostigen Oberfläche entschieden. Dieser Baustahl, der im Architektur-, aber auch Kunstbereich beliebt ist, findet in erster Linie im Außenbereich Verwendung, weil er besonders wetterbeständig und langlebig ist.

Diese beiden Eigenschaften können im übertragenen Sinn auf das Wirken Gottes und die Frohe Botschaft hinweisen. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen (Mt 24,35). Ebenfalls als sehr beständig, dauerhaft und strapazierfähig gilt das Nussbaumholz, aus dem der Priestersitz und die Sedilien gefertigt sind. In ihrer ungleichmäßigen Färbung fügen sie sich harmonisch in den Kirchenraum ein und stellen mit ihrem rötlichen Schimmer wiederum einen Bezug zu Altar und Ambo sowie dessen Materialität her.
Charakteristisch für den veredelten Cortenstahl ist die rote Patina, die vor allem beim Altar sehr stark hervortritt. Rot ist die Farbe der Liebe, der Liebe Gottes zu den Menschen. In der christlichen Tradition steht diese Farbe für das Blut der Märtyrer. Bezeichnenderweise wurde in den Altar eine Reliquie des seligen Josef Mayr-Nusser (1910–1945) eingesetzt, der sein Leben in den Dienst des Glaubens stellte  und letztlich dafür starb. Die liturgische Farbe Rot steht vor allem auch für Hingabe und das Leiden und Sterben Jesu (Karfreitag).  Gleichzeitig ist rot die Farbe des Pfingstfestes und steht für das Feuer und die Kraft des Geistes Gottes. Es ist dieser Geist, der Gemeinschaft und eine Verbindung zwischen den Menschen und Gott schafft.
In seiner Predigt hob Bischof Ivo Muser besonders diesen Aspekt hervor, betonte die Bedeutung der Gemeinschaft mit Gott, die sich im Altar manifestiert und zitierte den großen Kirchenvater Augustinus: „Der Altar ist der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, der Mittelpunkt christlichen Betens.“ Weiters unterstrich er die Bedeutung der liturgischen Orte: „Der Ambo als der Ort der Verkündigung des Gotteswortes, der Priestersitz als der Ort des Vorstehers der Gemeinde und der Eucharistie, das Taufbecken als der Ort des Christwerdens, der Tabernakel als der Ort der Aufbewahrung und der Verehrung der Eucharistie. Sie alle aber bleiben hingeordnet auf den wichtigsten Ort des Kirchenraumes: auf den Altar, auf dem sich der Herr uns in seiner sakramentalen Gegenwart schenkt, wo er uns durch seine Gegenwart zur Kirche macht, wo er sich brechen, teilen und austeilen lässt, wo es zur Kommunion, zur Gemeinschaft kommt – mit ihm und durch ihn untereinander.“

(Peter Schwienbacher, Sonntagsblatt, 30.10.2022)